SKOUTZ - LESERPARTY

Unsere Lieblingsautorin Roxann Hill ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie irrational Leserliebe sein kann. Nicht, weil die Bücher von Roxann nicht absolut lesens- und ebenso wie ihre Autorin selbst verehrenwert wären, sondern weil sie wunderbar zeigen,wie schwer es ist, ein Buch einzuordnen. Roxann beschreibt etwa ihre Lilith-Reihe, auf deren bald, bald, bald erscheinenden vierten Band ich mich schon sehr freue, als Thriller. Die Leser haben sie aber als Krimi-Autorin gekürt.

Sicher ist auf jeden Fall eines: Roxann schreibt so verdammt spannend, dass ich mich auf ihre Antworten jetzt schon freue.

 

1. Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

 

Ich habe immer Ideen für neue Bücher, sie gehen mir nie aus. Ständig geistern mir Geschichten durch den Kopf, und ich habe eher das Problem, die Zeit zu finden, sie alle aufzuschreiben.

(Darum lässt du uns auch immer wieder sehnsüchtig warten. Das ist auch eine Art, Spannung aufzubauen. Eine ziemlich fiese, übrigens. Und woher kommen dann die Ideen?)

Das kann ein Satz sein, den ich aufschnappe. Eine ganz gewöhnliche Situation, die mich veranlasst, mir die Frage zu stellen: „Was wäre, wenn…“

(Und da kommen dann Thriller raus? Oh Gott, was du so denkst...)
 

Oder es ist ein Bild, das ich sehe, eine Melodie, die ich höre. Manchmal auch ungewöhnliche Gerüche.

(Das ist cool, olfaktorisch inspirierte Kreativität hatten wir jetzt noch nicht.)

 

Spaziergänge in der Natur inspirieren mich.

Und ich beobachte gerne Menschen. Da kommen mir auch immer ganz viele Ideen für neue Bücher, weil ich anfange mir zu überlegen, woher der jeweilige Mensch wohl kommt, wohin er geht, was er bisher erlebt hat.

(Ha, das mache ich auch total gern. Mit einer lieben Freundin im Sommer im Café sitzen, sich Zeit nehmen, die man nicht hat, und Mini-Geschichten zu den Passanten entwerfen. Aber daraus gleich ein Buch zu machen... Ja, ist naheliegend.)

 

2. Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

 

Ich würde vermutlich verkümmern. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, nicht zu schreiben. Schreiben ist für mich keine Arbeit, sondern pures Vergnügen. Schreiben gehört zu mir.
(Ich kann dich beruhigen. Jennifer Jager, BC Bolt, Catalina Cudd und viele andere haben da schon ausgefeilte Notfallpläne verraten. Wir nehmen dich notfalls in die Selbsthilfegruppe.)

 

3. Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

 

Noch nie.

(Das wird deine Leser beruhigen.)

 

4. Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

 

Das kann ich so gar nicht beantworten.

(Doch, doch! Ich bestehe darauf.)

 

Schreiben an sich ist ein sehr emotionales Erlebnis für mich. Und das jedes Mal.
(Aha. Noch ein Herzblutschreiber. Wobei ich mir das bei Spannungsliteratur (ein wunderbarer Begriff der lieben Katja Piel) sehr gut vorstellen kann, dass man da emotional durchleben was, was man zu beschreiben versucht.

 

5. wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
 

In meinen Geschichten steckt viel von mir. Ich denke, es ist für eine Autorin oder einen Autor überhaupt nicht möglich, ein Buch zu schreiben, ohne dass sie oder er sich mit all ihrem/seinem Wissen, all ihren/seinen Erfahrungen, Erlebnissen, aber auch Wünschen, Hoffnungen und Ängsten einbringt.

(Wenn ich mir ansehe, wie du zu deinen Ideen kommst, stimmt das auf jeden Fall. Ich denke auch, dass man die Glaubwürdigkeit und Logik einer Geschichte oder auch nur einer Reaktion nur anhand der eigenen Erfahrungen bewerten kann. Da geht es dem Autor nicht anders als dem Leser später. Deshalb finde ich es auch so faszinierend, Literatur aus anderen Epochen oder Kulturkreisen zu lesen. Man lernt so viel darüber, wie die Menschen dort, damals waren. Darum ist es auch so schrecklich für mich, wenn jetzt Klassiker auf "political correctness" umgeschrieben und damit Geschichte verfälscht wird. Was spätere Generationen wohl mal über Hills Lilith-Saga schreiben werden?)

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

 

Am meisten freut mich das Feedback meiner Leserinnen und Leser. Wenn sie mir sagen, dass ihnen meine Geschichte gefallen hat. Das Gefühl ist jedes Mal einfach unbeschreiblich schön.

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

 

Mein idealer Leser? Hm. Jeder, der gerne Romane liest – egal, welches Genre, egal welcher Autor – ist einfach „ideal“.

(Was für ein großes Herz du hast. Ich wünsche dir, dass viele dieser "Idealleser" dann auch den Weg zu deinen Büchern finden. Und ihnen auch.)

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

 

Bevor ich ein Buch schreibe, verbringe ich sehr viel Zeit mit meinen Protagonisten. Ich muss sie ganz genau kennen. Ich muss wissen, was sie bisher erlebt haben, was sie geprägt hat. Ich muss sie verstehen, damit ich weiß, wie sie in bestimmten Situationen reagieren und warum sie das tun.
(Interessant. Ich selbst fange mit dem Schreiben an und freue mich, meine Portas unterwegs immer besser kennenzulernen.)

Ich rede viel mit meinen Helden. Natürlich nicht laut, das wäre vermutlich etwas arg seltsam, aber doch in Gedanken.
(Autoren sind seltsam. Nicht seltsame Autoren sind die seltsamsten.)

Und mitunter können diese Zwiegespräche ganz schön kontrovers verlaufen, wenn mir meine Protas plötzlich sagen: „Hey du, das kannst du knicken. Das mache ich nicht!“
(Ah noch eine aus dem antiautoritären Trakt.)
 

Es kommt dann schon mal vor, dass ich mich über meinen Prota ärgere. Aber das gehört dazu - und unter uns: der Prota hat immer recht.

(Ja, das finde ich auch. Hier wie im echten Leben gehört zur Meinungsfreiheit auch das Recht auf Unvernunft... )

 

Es ist für mich immer ein ganz tolles Erlebnis, wenn mich meine Helden überraschen, weil sie sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickeln und über sich selbst hinauswachsen.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Darf ich dir ein paar Fragen stellen?

(Hahaha, und da schließt sich der Kreis. Für dieses "Ja" bedanke ich mich herzlich.)