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So, nachdem ich derart für meine blöden Fragen beschimpft wurde,  stelle ich mich mir nun selbst …

Klingt komisch, ist aber so. Selbstgespräche führe ich ja auf der Suche nach halbwegs intelligenten Antworten öfter und tröste mich dabei immer damit, dass das schon in Ordnung ist, solange man nichts Neues dabei erfährt.

 

Ich muss zugeben, dass ich selbst gespannt bin, was für Antworten Kay so gibt, denn die vielen, vielen Interviews der letzten Tage haben mich doch in vielerlei Hinsicht berührt und zum Nachdenken gebracht.

 

Also schauen wir mal.

 

Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

 

Definitiv nicht aus der Hausarbeit, die ich nach Möglichkeit meide. Ich habe mich schon während des Studiums nach dem Tag gesehnt, an dem ich mir endlich eine Putzfrau leisten kann und bin überzeugt, dass diese Investition letztlich auch den Noa’schen Haussegen sichert … aber eigentlich wollte ich ja über meinen Schreibspirit schreiben!
Man sieht schon – ich nehme keine Ideen. Die Ideen nehmen umgekehrt mich! Sie lauern mir auf, suchen mich heim, nisten sich ungefragt in meinem Schädel ein und besetzen dort die eigentlich seriösen (*hust*) Tätigkeiten vorbehaltenen Synapsen solange, bis ich mich zermürbt erbarme und sie mir von der Seele schreibe.

Deshalb weiß ich weder, was ich als nächstes schreibe, noch wie meine Geschichten ausgehen. Meine Protas sind da äußerst dominant und unflexibel.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

 

Wahnsinnig werden und verhungern. Wahnsinnig, weil dann ja die Geschichten in meinem Kopf bleiben würden und verhungern, weil ich dann keine Gelegenheit für einen seriösen Broterwerb mehr hätte. Man kann nicht Verträge aushandeln, wenn zwischen den Ohren Drachen fliegen und Vampire ihre Liebesprobleme gelöst haben wollen.

 

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

 

Immer dann, wenn  meine Protas mal wieder meine listenreich ausgefeilten Plots mit dem Stinkefinger belohnen und mit einem lauten „Pffff“ alle Pläne zunichtemachen. Wenn ich nicht gelegentlich mit Selbstmord durch Hungertod (siehe oben) drohen würde, hätte ich gar kein Mitspracherecht.

 

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

 

Wenn ich der Plotlogik zuliebe einen Charakter sterben lassen muss, bin ich immer ziemlich schlecht gelaunt, heule schon mal, was natürlich daran liegt, dass man als ordentlich arbeitender Autor versucht, sich die zu beschreibenden Szenen so vorzustellen, dass sie auch emotional nachvollziehbar sind. Ich bin da sozusagen mein eigener Lackmus-Test. Wenn ich heule, tun’s die anderen auch. Jawohl. Aber meistens ist die vorherrschende Emotion Frust. Ich kann gefühlt immer das am Wenigsten schreiben, was ich gerade schreiben muss. Und der Kleinkrieg mit den Protas macht mich gelegentlich fertig. Ich habe in der Schwerttanz-Saga zwei Charaktere, er so eine Art Prinz, sie eine Schneiderin, die partout zusammen kommen wollen. Will ich nicht. Cinderella finde ich unerträglich kitschig. Sie kämpfen nun seit mehreren hundert Seiten um diese Liebe wie Romeo und Julia (und wenn ich mir den Vergleich so ansehe, fürchte ich, dass ich auch dann verlieren werde, wenn ich einen oder auch beide töte…)

 

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

 

Viel. Ich schreibe von Drachen und Vampiren, was ein gutes Bild von meinem Verhalten im Haus und als Rechtsanwalt zeichnet …

Nein, Spaß beiseite. Die Frage hat mich bei den Interviews sehr beschäftigt und ich bin gerade weil die Antworten so unterschiedlich ausgefallen sind, mehr denn je überzeugt davon, dass man auf der emotionalen Ebene nur schreiben kann, was man auch (nach)fühlen kann – oder präziser: vorgefühlt hat. Meine Geschichten stammen aus dem Resonanzboden meines Herzens und wenn jemand meine Figuren nicht mag, ist das für mich wie wenn einer Mutter gesagt wird, was für missratene Kinder sie doch hat. Wer meine Bücher richtig liest, entdeckt unweigerlich meine Seele.

So, jetzt hab ich mich nackig gemacht. Sagt es nicht weiter.

 

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

 

Wenn ich mit meinen Geschichten nicht nur unterhalte, sondern die Sicht auf bestimmte Themen erweitern kann. In den Vampire Guides grüble ich wer in unserer Gesellschaft eigentlich die wahren Zombies sind und wenn dann ein Leser in einer Rezension (die ich alle lese und die mich sehr, sehr beschäftigen und mir unendlich wichtig sind *zwinker*) schreibt, dass er seither mit anderen Augen U-Bahn fährt … Ja, dann schnurre ich vor meinem Bildschirm.

 

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

 

Jeder der bereit ist, sich für Geschichten zu öffnen und meinen Figuren (oder denen anderer Autoren) ein Zuhause bietet. Wer meine Arbeit schätzt und mir erlaubt, sie auszuüben, indem er der Versuchung widersteht, sich geklaute Werke auf Piratenseiten zu ziehen, sondern den ehrlichen Preis dafür bezahlt. Es tut mir (und all meinen Kollegen) in der Seele weh, wenn man nicht bereit ist, uns die paar Euros zu geben, die wir brauchen, um die Zeit in unsere Geschichten zu investieren, die sie eben benötigen, um nach draußen zu kommen.

 

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

 

Mit allen! Antiautoritäres, anarchistisches Gesindel! Die Mutter einer Studienfreundin mit der Expertise einer sechsfachen Mutter und Großmutter sagte mal zur Debatte, welches Kind der Anwesenden den nun das Brävste sei, in breitestem Bayrisch: „Jetzt hab ich so viele groß werden sehen – und bis sie aus dem Haus sind, waren sie alle gleich lang ätzend!“  Und bis ich „Ende“ schreibe, haben sie mich alle gequält.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

 

Würden sie den Literaturnobelpreis annehmen?

 

Kay Noa

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